Burgheimer Feuerberg Kesselberg – eine rauchige Empfehlung von Weinjournalist Axel Biesler
Wie ist das denn nun eigentlich mit der einen bestimmten Lage? Lässt sich die tatsächlich in einem Wein geschmacklich nachvollziehen und kommt so sicher wie das Amen in der Kirche jahrein, jahraus in einem Wein vor? Beim Riesling hört man oft davon, wenn es um den Geschmack seiner Herkunft geht. Die Sorte ist so fest wie eigentlich keine andere in Deutschland mit ihrer bestimmten Herkunft verknüpft. Darüber hat sie Weltruhm erlangt. Was im Großen in ihren Anbaugebieten an Mosel, Nahe oder Rhein beginnt, wurzelt tief bis hin zum kleinsten Steinchen aus Schiefer, Granit oder Porphyr.
Ist der Einfluss des Winzers auf den Stil seiner Weine in den letzten Jahren sicher größer geworden – einem großen Riesling steht die Lage des Weinguts als Ausweis seiner Güte bis heute doch meistens noch voran. Das gilt für den Rüdesheimer Schlossberg im Rheingau etwa genauso wie für die Bernkasteler Badstube an der Mosel. Ihr großes Potenzial, bereits im 19. Jahrhundert verbrieft, hat bis heute Bestand. Wenngleich auch in Baden an herausragenden Lagen kein Mangel besteht, sind ihre Namen selbst hierzulande kaum bekannt, und selbst regional oft kaum von Bedeutung. Wo dem geneigten Zecher bei Badstube oder Schlossberg sofort legendäre Weine in den Sinn kommen, klingelt etwa beim Burkheimer Feuerberg bei den meisten erstmal: nichts. Dabei ist sein vulkanisches Gestein durchaus prädestiniert für große Burgunder-Weine, die hier zum überwiegenden Teil auch angebaut werden.
Mit dem 1971er Weingesetz legte der Feuerberg jedoch ordentlich an Fläche zu, die aber nicht aus Vulkan, sondern zumeist aus Löss bestand. An einen typischen Feuerberg-Wein war von da an nicht mehr zu denken, wenn seine Herkunft nun sowohl für fruchtige Alltagsweine als auch für mineralische Herkunftsweine stehen konnte. Die Identität jedenfalls ging erstmal flöten. So standen in Baden am Ende immer die Weingüter den Lagen voran, wenn es um herausragende Gewächse aus einer eng gefassten Herkunft ging. Der Name einer Weinlage war nur von wenig Belang, weil er eine eindeutige Aussage über den Wein nicht machen konnte. Was freilich auch mit der Bedeutung der Genossenschaften zu tun hat, die bis heute rund drei Viertel der Fläche in Baden bewirtschaften und an einer scharfen Abgrenzung der Parzellen naturgemäß kein großes Interesse haben.
Wenn aber der Name einer Weinlage für einen erfolgreichen Abverkauf heute allein nicht mehr ausreicht, werden sich auch die Genossen Gedanken machen müssen. Um sich von der Beliebigkeit des Burkheimer Feuerbergs abzugrenzen, weist das Etikett des Großen Gewächs Spätburgunder vom Weingut Bercher nun seit kurzem neben dem Namen der Lage auch den des Gewanns aus. Der „Kesselberg“, ein schwarzer Grund aus erstarrter Lava mit einer mageren Humusauflage, gehört zum Kernstück des Feuerbergs. Der Name wird hier mitunter zum Programm: Wenn sich der Boden im Sommer schnell aufheizt und seine Wärme bis in den Herbst hinein an die Reben abstrahlt, ist für ausreichend Traubenreife jedenfalls mehr als gesorgt. Dieses Feuer gilt es, zu bewahren. Übermäßig viel neues und stark getoastetes Eichenholz würde es schüren und den Wein schließlich auch aromatisch verbrennen. Bei Bercher tut man gut daran, es mit dem Anteil neuer Barriques nicht zu übertreiben.
Der Wein gewinnt an Komplexität und bewahrt seinen vulkanischen Charakter. Ein rauchig grundierter Wein mit straffer Frucht und sehniger Statur. Ist er das nun, der ursprüngliche Geschmack des Feuerbergs? Kaum zu sagen. Auch nicht, ob es sich um einen typischen „Kesselberg“ handelt, denn es gibt ja keine Vergleiche: Familie Bercher steht mit diesem Premium-Wein allein auf der weiten Flur des Feuerbergs. Da bleibt der Herkunftsgeschmack trotz aller Bemühungen am Ende doch wieder beim Winzer hängen, wenn ohne ihn das Gewann im Geschmack nämlich gar nicht existiert. Noch nicht.
2014 Burkheimer Feuerberg „Kesselberg“
Spätburgunder „Großes Gewächs“