Der 2016 „RR“ Rivaner & Riesling Trocken von den Aldegott Winzern im Schwarzwald – Die immer passenden Weinempfehlung von Sommelier Axel Biesler
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HINWEISE FÜR DEN VERBRAUCHER
Die Ratlosigkeit des Kunden vor dem Weinregal hält weiterhin an. Einen Königsweg gibt es bis heute nicht. Stattdessen wird die Auswahl größer. Alle großen Discounter spielen beim Wein mittlerweile mit, die größten kämpfen um die Vormachtstellung und rüsten weiter auf. Wo und wie kann der überforderte Wein-Laie beim Weineinkauf überhaupt noch Hilfe erwarten?
Der „RR“ von den Alde Gott Winzern im Schwarzwald mag ein gutes Beispiel dafür sein, wie es sich vom Äußeren auf das Innere einer Weinflasche schließen lässt. Zunächst fallen das mintgrün gefärbte Glas und die knallgrüne Kapsel der Flasche auf. Das Signal ist ebenso laut wie eindeutig: „Ich bin jung, ich bin frisch, ich bin leicht.“ Dass er auch rasch ausgetrunken werden will, steckt im Subtext. In der Weinwerbung ist das Wein-Trinken nämlich nicht vorgesehen, sondern wird unter allerlei Deckmäntelchen vertuscht, was zuweilen für unfreiwillig komische Szenen sorgt. Der „seltene Genuss“ etwa von dem da oft die Rede ist, gibt der beworbene Wein natürlich meist gar nicht her. Immerhin aber einen soliden Rausch für kleines Geld. Zurück zur grünen Flasche, in der unser Kunde zwischenzeitlich einen frischen Tropfen erwartet. Das Etikett ist erfreulich aufgeräumt: oben rechts das altbewährte Logo der Genossen als kreisrunder Aufkleber, der wie ein Puzzleteil in die dafür ausgeschnittene Stelle im Hauptetikett passen würde, aber separat bleibt. Dazwischen schimmert es grün. Könnte vieles heißen, hat aber sicher was mit Tradition und Moderne zu tun. Bei den Angaben beschränkte man sich auf das Nötigste. In der Mitte ist der Name des Weins „RR“ prominent platziert. Die Majuskeln sind leicht versetzt, was gewollt oder ungewollt einen britischen Hersteller für Nobelkarossen zitiert.
Ob diese Information beim Kunden einen bestimmten Impuls auslösen soll, muss an anderer Stelle beantwortet werden. Unter dem Weinnamen finden sich die Angaben „Rivaner & Riesling“, „trocken“ und „Baden“. Letztere erklärt sich von selbst. Was man unter „trocken“ zu verstehen hat, ist mittlerweile allgemein bekannt: Der Wein besitzt mehr oder weniger keine Restsüße. So rigoros wie das Trinken in der Weinwerbung umgangen wird, steht es um die Süße zwar noch nicht, gut beleumundet ist aber auch sie nicht mehr. Denn wo Genuss seit Neuestem ohne Reue auskommen muss, haben auch Süßigkeiten nichts verloren. Knallharte Botschaften dulden keine Ausnahmen. Furztrockener Wein jedoch schmeckt den wenigsten Menschen wirklich gut. Das weiß auch die Weinindustrie und reizt die Obergrenze, die sie einst mitbestimmte, beim Restzucker für „trockene“ Weine gerne aus. Rund 9 Gramm je Liter dürfen das laut Gesetz hierzulande sein. Bei der Angabe „Rivaner & Riesling“ handelt es sich um weiße Sorten, die in Erwartung eines frischen Weins gut gewählt sind. Aus Rivaner, der eigentlich Müller-Thurgau heißt, lassen sich unkomplizierte Weine mit reichlich Frucht herstellen, seinen Mangel an Säure gleicht dann der Riesling aus. Die Frage aller Fragen lautet nun: Kann der Inhalt der mintgrünen Flasche diese Erwartungen bei unserem Kunden erfüllen? Die Antwort lautet: ja, unbedingt. Der Kunde darf sich über einen leichtgewichtigen und fruchtbetonen Weißwein freuen. Der schmeckt frisch, aber auch nicht wirklich trocken. Damit sind alle fein raus. Und die Flasche hat nicht zu viel versprochen.
2016 „RR“ Rivaner & Riesling trocken Alde Gott Winzer Schwarzwald, Sasbachwalden