California Dreamin‘: Jungwinzerin Miriam Kaltenbach im Interview zu ihrem Auslandsstudium in Kalifornien
Weinbau hat nicht nur in Baden jahrelange Tradition, sondern auch in den USA – genauer gesagt in Kalifornien, dem größten und wichtigsten Weinanbaugebiet der Vereinigten Staaten. Die Bedeutung und Eigenheiten des Weinbaus in Kalifornien darf die Jungwinzerin Miriam Kaltenbach aktuell hautnah erleben. Die ehemalige Badische Weinkönigin aus Gundelfingen bei Freiburg verbringt im Rahmen ihres Weinbaustudiums ein Jahr in Kalifornien und lernt die Besonderheiten des Lebens und des Weinbaus dort kennen. Welche Unterschiede ihr besonders auffallen, was sie neben Strauße und Zwiebelkuchen an ihrer Heimat vermisst und was sie sich für die Zukunft des Weinbaus in Baden wünscht, haben wir sie im Interview gefragt.
Das Leben und der Weinbau in Kalifornien
- Was hat dich nach Kalifornien gebracht?
Im Sommer wäre ich eigentlich mit meinem Weinbau- und Oenologie- Studium an der Hochschule Geisenheim University fertig. Bevor ich aber so richtig ins Berufsleben einsteige, wollte ich zunächst noch etwas Auslandserfahrung sammeln. Deshalb habe ich mich für das Flossfeder-Stipendium beworben, mit welchem ich für ein Jahr an der University of California in Davis studieren kann. Dass das auch alles so klappt, hätte ich selbst gar nicht erwartet, aber nun bin ich hier und super glücklich, diesen Schritt gewagt zu haben. An der Uni belege ich vor allem Module aus dem Master-Programm des Weindepartments, interessiere mich aber besonders für die Schnittstelle zwischen Weinbau und Natur- und Ressourcenschutz.
- Was gefällt dir besonders gut an Kalifornien?
Die Herzlichkeit der Menschen hier! Ich weiß nicht genau, ob das am Thema Wein liegt oder an der generellen entspannten Lebenseinstellung, aber ich fühle mich einfach super wohl und willkommen.
- Welche Rolle spielt Wein dort?
Der Teil von Kalifornien, in dem ich lebe, ist schon super landwirtschaftlich geprägt und nach Napa oder Sonoma ist es auch nicht weit. Und an der Uni spielt Weinbau schon auch eine Rolle. Ich finde aber, in Baden ist das Thema Weinbau präsenter.
- Was empfindest du als den größten Unterschied zwischen Kalifornien und Baden?
Ganz klar die Landschaft. Kalifornien ist schon unglaublich vielfältig, aber in Baden gefällt es mir schon sehr. Besonders wird das auch in der Art, wie Weinbau betrieben wird, klar. Vom Rebschnitt, über den Stockabstand, die Rebsorten oder auch die nötige Bewässerung – hier ist schon vieles anders. Und Badens Weinberge sind auch deutlich grüner.
- Welches Wissen über den Weinbau kannst du mit nach Baden nehmen?
Da bin ich mal noch sehr gespannt auf die kommende Zeit. Ich bin ja noch keine zwei Monate hier. Aber ich denke doch, ich kann viel über die hier angebauten Rebsorten, die Ausbaustilistik aber auch das Weinbergmanagement lernen.
- Auch in Kalifornien werden typische Rebsorten angebaut – worin besteht der Unterschied zu den Rebsorten aus Baden?
Gutedel und Müller habe ich tatsächlich noch nicht gesehen, und die Burgunder auch nur vereinzelt. Ich glaube, da liegt schon der größte Unterschied. Hier liegt der Fokus eher auf Chardonnay als Weißwein-Rebsorte und den Bordeaux-Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, aber auch Zinfandel.
- Was vermisst du an Baden?
Mmh eine gute Frage. Ich glaube, ich würde gerade gerne in eine Strauße gehen, samt Zwiebelkuchen und neuem Süßen. Und dann fehlen mir schon auch die Berge. Die gibt es hier zwar auch, aber nichts kommt an den Schwarzwald ran, und an gutes Brot.
- Was an Kalifornien würdest du gerne mit nach Baden nehmen?
Dieses Jahr hätten wir wohl ein bisschen kalifornische Sonne ganz gut gebrauchen können. Und eine Flasche Cabernet Sauvignon.
- Du hast 2018 deine Abschlussprüfung als Winzerin abgelegt – was hat sich in den drei Jahren verändert?
Ihre Ziele und Vorstellungen als Jungwinzerin
Manchmal denke ich, wenn ich doch bloß damals schon gewusst hätte, was ich heute weiß, dann hätte ich vielleicht noch mal andere Sachen aus der Ausbildung mitgenommen. Und nach drei Jahren Studium habe ich auch noch einmal eine ganz andere Seite des Weinbaus kennengelernt und mein Wissen vertiefen können. Während dem Studium hat es mir aber sehr geholfen, zunächst eine Ausbildung gemacht zu haben, um immer wieder den Bezug zwischen Theorie und Praxis herstellen zu können.
- Was treibt dich aktuell als Jungwinzerin um?
Wie wir den Weinbau der Zukunft aktiv gestalten können. Dazu zähle ich auch Themen wie den Klimawandel, den Erhalt der Biodiversität oder enkeltaugliche Landwirtschaft.
- Welche Tipps würdest du einer jungen Winzerin oder einem jungen Winzer geben, die oder der gerade erst ins Weinbauleben startet?
Einmal in einem anderen Weinbau-Land arbeiten. Ich glaube, das hat mich persönlich noch mal ein ganzes Stückchen weitergebracht. Und ansonsten einfach offenbleiben, zum Beispiel gegenüber verschiedenen Wein-Stilistiken oder einem selbst noch unbekannten Rebsorten.
- Du bist mit dem Weinbau aufgewachsen und planst, den traditionellen Familienbetrieb zu übernehmen. Inwiefern bringst du neuen Wind ein?
Ich habe schon viele Ideen und Pläne, aber ob sich diese in der Zukunft in die Tat umsetzen lassen, das weiß ich natürlich nicht. Ich gehe aber mit offenen Augen durchs Leben, probiere und schaue was mir schmeckt oder was mich begeistert. Und manches kann ich dann vielleicht im Gepäck mit nach Hause nehmen.
- Wie sieht für dich die Zukunft des deutschen Weinbaus aus?
Voller Jungwinzer:innen, die die Leidenschaft, gute und authentische Weine zu machen, verbindet.