Oh du schöne Straußenzeit – badische Winzer laden ein

Wenn die Herbstsonne die Weinberge in ein goldenes Licht taucht,  beginnt die Straußenzeit. Viele Winzer im Südwesten öffnen jetzt für einige Wochen ihre Türen und Küchen. Auch bei zahlreichen Mitgliedsbetrieben der Badischer Wein GmbH hängt das Sträuß'che vor der Tür.

„Kumm, me geeh in d’ Strauße!“ Wer das badische Lebensgefühl hautnah erleben möchte, ist in einer Straußwirtschaft, im hiesigen Volksmund auch Straußi oder Strauße genannt, genau richtig. Straußenwirtschaften sind gelebte Tradition und gelten als unverzichtbarer Teil der badischen Weinkultur.

Wenn’s Sträuß'che hängt

Der Legende nach erließ Karl der Große im Jahr 812 das „capitulare de villis vel curtis imperii“. Die Verordnung erlaubte den Weinbauern, einen Teil des Weins im eigenen Haus auszuschenken. Den Zeitpunkt des Ausschanks zeigten die Winzer an, indem sie einen Strauß, Besen oder Kranz am Hoftor befestigten. Auch heute hängt an den Straußwirtschaften ein Strauß aus Weinlaub oder Ähren, wenn sie geöffnet sind.

Damals wie heute schlüpfen die Winzer und Weinbauern in die Rolle des Gastwirts. Ausgeschenkt wird, was im eigenen Weinberg wächst und serviert, was Küche, Keller und Räucherkammer hergeben. Die Speisen sind daher meist einfach gehalten. So werden vor allem regionale Gerichte angeboten. Dazu gehören Winzervesper und Käsebrett, aber auch beispielsweise Brägeli (Bratkartoffeln), Bibiliskäs oder  Flammkuchen. Passend dazu wird Selbstgekeltertes ausgeschenkt: Burgunder am Kaiserstuhl, Müller-Thurgau am Bodensee, Gutedel im Markgräflerland und Klingelberger in der Ortenau. Je nachdem, in welcher der zahlreichen Straußwirtschaften der Gast einkehrt, findet er vom jungen, leichten bis eleganten, gereiften Tropfen für jeden Geschmack etwas auf der Weinkarte.

Überall im badischen Weinland finden sich die Straußwirtschaften – mal in einem historischen Gewölbekeller, mal in einem umgebauten Pferdestall, aber auch in der guten Stube eines Gutshofs oder im romantischen Garten eines Winzerhofs. Für alle gilt jedoch: Kaum eine gleicht der anderen. Während die einen eher bodenständig und urig daherkommen, wirken die anderen modern und hip.

Das saisonale Vergnügen

Maximal vier Monate im Jahr in höchstens zwei Zeitabschnitten dürfen die Straußwirtschaften geöffnet haben. So will es das Gesetz. Übrigens: Auch die Anzahl der Sitzplätze ist gemäß Gaststättenverordnung begrenzt – im Weinbauland Baden darf eine Straußwirtschaft maximal 40 Sitzplätze haben. Doch das stört weder Einheimische noch Touristen. Damit alle Platz finden, wird enger zusammengerückt.

Das ist nicht selten der Fall, denn in den wenigsten Straußwirtschaften lassen sich Reservierungen vornehmen – man kehrt einfach ein. Nichtsdestotrotz ist es empfehlenswert, sich im Vorfeld über die Öffnungszeiten zu informieren. Denn diese sind ganz unterschiedlich. Manche öffnen nur tageweise, manche am Wochenende, andere hingegen gleich ein paar Wochen am Stück. Daher empfiehlt sich vor dem Besuch ein Blick auf die regionalen Internetportale.

Grundsätzlich gilt: Dort, wo der Strauß hängt, ist geöffnet.

Eine Auswahl an Straußenwirtschaften in Baden:

Bodensee

Im über 300 Jahre alten Haupthaus des Birnauer Oberhofs erfreut das beliebte Ausflugslokal Weinstube Birnauer Oberhof Bodenseebesucher, Fest- und Tagungsgäste mit seinem gemütlichen Ambiente und mit hervorragender Küche.

Öffnungszeiten:
November bis März
Montag bis Dienstag und Donnerstag bis Sonntag, 11.30 bis 21 Uhr
Ruhetag: Mittwoch
www.birnauer-oberhof.de

Ortenau

Zum Weingut Börsig gehört auch die Straußwirtschaft s’Rebhisli. Im urigen Ambiente des alten Heustalls inmitten von ursprünglichen Baumaterialien genießen die Gäste fruchtige und gehaltvolle Weine aus eigenem Anbau.

Öffnungszeiten:
05.09. bis 10.11.
Donnerstag bis Samstag ab 17 Uhr
Sonntag ab 16 Uhr
www.weingut-boersig.de
www.rebhisli.de

Der Weinbau in der Ortenau ist eng mit der Geschichte von Schloss Staufenberg verwoben – ebenso wie die des Adelsgeschlechts Markgraf von Baden. Besonders schön ist die neu gestaltete Weinstube Schloss Staufenberg mit der meistbesuchten Aussichtsterrasse der Region.

Öffnungszeiten:
November bis März
Donnerstag bis Sonntag: 11 bis 18 Uhr
Montag bis Mittwoch geschlossen
www.schloss-staufenberg.de

Markgräflerland

Die Weinstube auf dem Weingut Ernst ist zwar keine Straußwirtschaft, aber ein Besuch lohnt sich in jedem Fall. Jedoch aufgepasst: Die Gaststube öffnet nur einmal pro Woche. Jeden Mittwoch heißt es „Hür git’s“.

Öffnungszeiten:
Jeden Mittwoch: 17 bis 23 Uhr
www.wein-ernst.de

Bei herzhaften Gerichten und Wein kommen die Gäste in Schneiders Straussi gerne ins Gespräch:

Öffnungszeiten:
14.09. bis 27.10.
täglich ab 17 Uhr
Sonntag ab 12 Uhr
Montag und Donnerstag: Ruhetag
www.weingut-schneider-pfefferle.de

Tauberfranken

Schmackhafte Weiß- oder Rotweine vom Dertinger Mandelberg werden bei der Herbsthecke am Winzerhof Baumann serviert. Doch die Gäste müssen schnell sein, denn „Reservier könne mer gonz schlacht, weil immer dar de Plôtz kriecht, wu omm schnallste dro is“, heißt es auf der Webseite.

Öffnungszeiten:
10.10. bis 20.10.2019
Montag bis Freitag ab 17 Uhr,
Samstag, Sonntag und Feiertage ab 15 Uhr
www.winzerhof-baumann.de

Auf dem Weingut Oesterlein öffnen im November die Türen der gemütlichen Weinstube anlässlich der Herbsthecke.

Öffnungszeiten:
07.11 bis 24.11.
Montag bis Freitag ab 17 Uhr
Samstag ab 15 Uhr
Sonntag ab 12 Uhr
www.weingut-oesterlein.de

Weitere Adressen unter:
www.badische-weinstrasse.de/Info/Aktuelles/Straussenwirtschaften

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