Das Festival der Sinne – eine herrliche festlich duftende Weinbesprechung von Sommelière Christina Hilker
Bratapfel, Zimtpflaume, Nelke, Karamell oder Schokolade – das ist nur eine kleine Auswahl der Aromen, die uns an festlichen Tafeln begegnen. Wie herrlich sind diese Festtagsdüfte, die uns in exotische Länder entführen oder in Erinnerung an unsere Kindheit schwelgen lassen.
Wer Weine liebt und genießt, ist es gewohnt, zu schnuppern. Unsere Nase ist ein vielfach unterschätztes Organ, dessen Wahrnehmung wir oft nur unterbewusst verarbeiten. Und zwar sowohl im negativen – wenn wir beispielsweise jemanden nicht „riechen“ können – als auch im positiven Sinne, bei leckeren Weinen und Speisen.
Gute Weine sind ein ideales Medium, um unseren Geruchssinn zu schärfen, also bewusster wahrzunehmen. Beschäftigen Sie sich einfach einmal einige Minuten mit dem Aroma eines Weines, nehmen Sie das Glas wiederholt zur Nase und schnuppern Sie, am besten mit geschlossenen Augen. Dann versuchen Sie, die Aromen zu benennen, die Ihnen durch den Kopf gehen. Sie werden feststellen, dass Ihnen Ihr Geruchssinn einen bunten Strauß an Aromen und Assoziationen liefern wird.
Die Düfte an den Festtagen in Kombination mit den Aromen edler Badischer Weine – freuen Sie sich auf ein Festival der Gerüche!
1. Crémant Karat Blanc de Blancs brut, Weingut Nägelsförst, Baden Baden, Ortenau
Im Weingut Nägelsförst hat sich seit dem Besitzerwechsel im Jahr 2016 und dem Einstieg des Önologen und Betriebsleiters Steffen Röll sowie der engagierten Kellermeisterin Anette Bähr viel getan. Es entstehen Top-Weine und -Schaumweine aus den südlich und süd-westlich orientierten Steillagen und Mauerterrassen. Was für ein Schmuckstück ist dieser Crémant, der mindestens 24 Monate auf der Hefe lag und mit feiner Birnenfrucht, Honigmelone, duftigen, süßen und hellen Blüten betört. Sein Mousseux ist anregend und präzise, die zarte Fruchtsüße kokettiert wunderbar mit dem erfrischenden Dessert von eingelegtem Rhabarber mit Crémantschaum und Vanille oder Birnen-Mousse im Baumkuchenmantel.
Bezugsadresse: https://www.naegelsfoerst.de/online-shop/
EVP: ca. 15,90 Euro/0,75 l
2. 2016 Weisser Burgunder Endinger Schönenberg *** Spätlese trocken, Weingut Knab, Endigen, Kaiserstuhl
Die Familie Rinker gilt als Burgunderspezialist: 30 Prozent der Rebfläche gehören dem Spätburgunder, dem Grauburgunder sowie dem Weißburgunder. Der Letztere ist die Visitenkarte des Guts. „Der Weißburgunder wurde ja immer als der kleine Bruder des Grauburgunders betitelt, aber das ist schlicht falsch“, sagt Thomas Rinker. Sobald man in den Genuss der saftigen, dichten und komplexen Tropfen kommt, die sich durch eine verspielte anregende Säurestruktur und Mineralität auszeichnen, ist man von der Richtigkeit dieser Aussage überzeugt. Aus hochgelegenen vulkanischen Terrassenlagen und 40 Jahre alten Reben wurde dieser faszinierende Festtagswein geerntet, der nach reifen Birnen, reifem Apfel, exotischer Mango und Orangenzeste, etwas Kardamom und Honig duftet, begleitet von feinen rauchigen Nuancen. Ein wunderbarer Begleiter zu Jakobsmuscheln in Lardo auf Linsensalat und zum Steinbutt oder Rebhuhn auf Weißburgunderkraut mit getrüffeltem Sellerie-Püree.
Bezugsadresse: www.knabweingut.de
EVP: ca.17,50 Euro/0,75l
3. 2013 Burg Ravensburg Löchle Pinot Noir GG, Burg Ravensburg, Kraichgau
Das Weingut Burg Ravensburg ist ein ambitionierter Botschafter der Kraichgauer Weinkultur. Qualitätsstreben, Nachhaltigkeit und Verantwortung für die Natur prägen die Philosophie. Mit einer Gesamtrebfläche von über 110 Hektar (zusammen mit dem Schwesterweingut Heitlinger) ist es einer der größten ökologisch arbeitenden Weinproduzenten in Deutschland.
Aus der neun Hektar großen Top-Lage Löchle, die im südlich exponierten Teil des Burgberges liegt, stammt dieser wunderbar gereifte und zugleich noch jugendliche Spätburgunder. Er vereint würzige Noten vom vorangegangenen Ausbau im kleinen Holzfass wunderschön mit betonten Kirsch-, Pflaumen- und Schwarzen Johannisbeer-Aromen in der Nase und am Gaumen. Ein Gedicht zur Ente mit Honig-Lavendel-Glasur und Kürbisgemüse oder Rinderfilet und Entenleber mit Kartoffelstampf und Steinpilzen.
Bezugsadresse: https://shop.weingut-heitlinger.de/weingut-burg-ravensburg.html
EVP: ca. 28,00 Euro/0,75 l
4. 2016 Syrah Réserve, Weingut Schloss Ortenberg, Ortenau
Imposant gelegen, entstehen hier unter Gutsverwalter Matthias Wolf und Kellermeister Hans-Peter Rieflin Spitzenweine, die an keiner Festtagstafel fehlen sollten. Zu unserem Festival der Sinne gibt sich ein rassiger Südländer die Ehre. Ein Unikat, wie geschaffen zu den weihnachtlichen Düften von Schokolade, Zimt und Lebkuchen, die nun in der Luft liegen. Fulminant strömen diese in Verbindung mit süßen dunklen Beeren, Pfeffer und mediterranen Kräutern aus dem Glas. Am Gaumen ein Feuerwerk aus süßer Frucht und geschliffenem Tannin, das in einen nicht enden wollenden Nachhall mündet. Ein Wein, der einlädt, von fernen Ländern zu träumen – oder ihn zu heimischen Wildgerichten zu kombinieren, wie Wildkaninchen auf Morchel-Risotto, Medaillons vom Reh mit Brombeeren und Schokoladensauce oder Hirschroulade gefüllt mit Zwetschgen und Birnen.
Bezugsadresse: https://wso-wein.de/weine/
EVP: ca. 15,75 Euro/0,75 l
5. 2015 Eiswein Gutedel, Winzerkeller Auggener Schäf, Auggen, Markgräflerland
Feine Gutedel, das ist das Markenzeichen der Auggener. Die Traube findet man hier in allen Varianten: leicht, frisch und spritzig, als Chasslie mit längerer Hefelagerung oder als Spätlese. Und an der Spitze, passend zum Fest: ein großartiger Gutedel-Eiswein. Gülden rinnt dieses Elixier ins Glas und verströmt sogleich einen intensiven Duft nach Honig, gezuckerter Limette, Passionsfrucht und weißer Schokolade. In einer wahren Explosion am Gaumen ergießen sich Süße und Säure förmlich in ihrer ganzen Pracht. Sein Nachhall erscheint unendlich. Diesen Wein scheint man förmlich mit dem Löffel essen zu können, so konzentriert scheint er, schöner noch zum Grapefruit-Gratin mit Honigeis oder Schokoladenkuchen mit Orangenspalten.
Bezugsadresse: https://www.shop.auggener-wein.de/
EVP: ca.25,00 Euro/0,375l
6. 2008 Rosé Brut Nature, Weingut Huber, Malterdingen, Breisgau
Elegantes Apricot mit kupferfarbenen Reflexen, unglaublich lebendige Kohlensäure, explosionsartige Duftentwicklung in der Nase mit Aromen von feinen, kleinen Waldhimbeeren, gezuckerten Roten Johannisbeeren, Rhabarber und Baiser – so zeigt sich dieser Sekt. Am Gaumen wirkt er nahezu zupackend und angenehm fordernd, keine Spur süßlich, sondern mit großer Eleganz und Lebendigkeit ausgestattet. Durch den teilweisen Ausbau der Grundweine in Eichenholzfässern erhält dieser großartige Rosé-Sekt, der ganze sechs Jahre auf der Hefe gelagert wurde, eine unglaubliche Länge. Ein hervorragender Apéro und Begleiter zu feinen Weihnachts- und Silvester-Kreationen wie Austern mit Rauchfleisch oder Gänselebermousse mit Himbeergelee.
Bezugsadresse: www.weingut-huber.com
EVP: ca. 19,00 Euro/0,75 l
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